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Den toten jüdischen ProletarierInnen lebendig gedenken

Wir veröffentlichen hier ein Kapitel aus der Broschüre „Der Kampf des jüdischen Proletariats (1900-1945)„. Die Broschüre könnt Ihr für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de bestellen.


Jüdische Garde, Odessa 1918

Den toten jüdischen ProletarierInnen lebendig gedenken

Entgegen der im wahrsten Sinne des Wortes versteinerten Erinnerungskultur der deutschen Bourgeoisie, gedenken wir proletarischen RevolutionärInnen die vom Faschismus ermordeten Jüdinnen und Juden wie auch die Roma und Sinti sowie die „geistig Behinderten“ und „Erbkranken, allen Opfer des kapitalistisch-industriellen Massenmordes, lebendig –durch Klassenkampf. Einem unbeugsamen Klassenkampf gegen die deutsche Bourgeoisie. Diese deutsche Bourgeoisie, die demokratisch gewendete Bourgeoisie von Auschwitz, instrumentalisiert heute ihre damaligen faschistischen Massenmorde, um neue Massenmorde zu rechtfertigen. Deutschland verhinderte während des Jugoslawienkrieges von 1999 propagandistisch ein Auschwitz in Kosovo! Die demokratischen Erben von Goebbels arbeiten auf Hochtouren.
Nein, wir verharmlosen nicht die faschistischen Gemetzel und Massaker! Aber wir verharmlosen genauso wenig die konterrevolutionären Gewalttaten des Antifaschismus. Der Antifaschismus verharmlost die Gemetzel und Massaker der Demokratien und/oder der staatskapitalistischen Sowjetunion. Sowohl der Faschismus als auch der Antifaschismus waren und sind Knüppel des Kapitals gegen das Proletariat. Diese Lektion dürfen proletarische RevolutionärInnen nie vergessen! Nein, wir werden die revolutionären ArbeiterInnen in den demokratischen und „sozialistischen“ Gefängnissen nicht vergessen! Nicht jene revolutionären AnarchistInnen und MarxistInnen, die im Namen des Antifaschismus im spanischen BürgerInnenkrieg von der sowjetischen Geheimpolizei gefoltert und ermordet worden sind. Auch nicht die SozialrevolutionärInnen, die in der antifaschistischen DDR unter Ulbricht und Honecker im Knast saßen. Genauso wenig wie wir die Leichenberge der Nazis vergessen, werden wir den organisierten Mord an RevolutionärInnen durch den Antifaschismus vergessen! Wir vertreten keinen antifaschistischen Grundkonsens zusammen mit Sozial- und „Anarcho“-DemokratInnen. Wir bekämpfen den Antifaschismus als linken Flügel der bürgerlichen Politik, so wie wir die Nazis als rechten Flügel der bürgerlichen Politik bekämpfen!
Dieselben politischen Kräfte, DemokratInnen und „kommunistische“ Linke, welche immer noch fleißig auf die eine oder andere Weise die antifaschistischen Massaker am Proletariat leugnen oder relativieren, tummeln sich heute auf antifaschistischen Bündnissen, welche meistens nichts anderes sind als große Propagandaveranstaltungen für die Demokratie. SozialrevolutionärInnen haben in diesen Bündnissen nichts zu suchen. Sie kämpfen gegen Nazis, wo dies notwendig und möglich ist, aber niemals im Rahmen des Antifaschismus!!!
Der Antifaschismus war und ist in erster Linie ein Schutzschirm des Kapitals gegen die soziale Revolution – und erst in zweiter Linie gegen die Nazis gerichtet. Gegen erstere war und ist der Antifaschismus auch viel erfolgreicher als gegen Nazis. Denn es kann kein Kapitalismus geben ohne rechtsextreme SchlägerInnen. Der Antifaschismus will jedoch in seiner Mehrheitsströmung einen Kapitalismus ohne Nazis. Natürlich gibt es auch subjektiv ehrliche AntifaschistInnen, welche ernsthaft den Kapitalismus bekämpfen wollen. Doch der Kapitalismus ist innerhalb der Antifa als politischer Straßenbewegung nicht zu bekämpfen! Mag sich der Antifaschismus auch noch so radikal und „revolutionär“ geben, eine scharfe Waffe ist er nur in der Hand des Kapitals. Im Kopf von subjektiv ehrlichen antikapitalistischen Menschen kann er nur ideologischen Schaden anrichten. Wir leben nicht im Faschismus, sondern unser Hauptfeind ist die Demokratie als heutige und aktuelle Herrschaftsform des Kapitals. Das verschleiert jede Spielart des Antifaschismus. Mensch muss kein Antifaschist sein, um Nazis bekämpfen zu können, aber mensch muss Antidemokrat sein, um den Kapitalismus bekämpfen zu können!
Hauptzweck des privatkapitalistisch-demokratischen Antifaschismus ist es, die historische und aktuelle Rolle der Nazis als rechten Flügel der bürgerlichen Politik zu verschleiern und zu maskieren. Dabei bekommt er Schützenhilfe von einem Haufen kleinbürgerlicher AntifaschistInnen, von denen einige sich sogar antikapitalistisch geben.
Eine Ideologie des demokratischen Antifaschismus war und ist die Kollektivschuldthese. Wenn alle Schuld haben, ist irgendwie auch keiner richtig Schuld – außer ein paar Obernazis. Überhaupt ist die Kollektivschuldthese die nachträgliche Bestätigung der faschistischen Ideologie von der „Volksgemeinschaft“. Doch auch die faschistische Gesellschaft war in Klassen gespalten. Hauptsächlich verantwortlich für die faschistische Politik waren die KapitalistInnen, ManagerInnen, die hohen Nazibonzen, BeamtInnen und Militärs. Natürlich haben auch die zahlreichen MitläuferInnen den Naziterror möglich gemacht und profitierten auch von ihm –aber absolut und relativ wenig im Vergleich zur herrschenden kapitalistischen Klasse. Diese wendete sich nach dem Zweiten Weltkrieg und gab sich ein demokratisches Gesicht. Die Kollektivschuldthese soll also verschleiern helfen, dass die herrschende Klasse des heutigen demokratischen Deutschlands historisch gesehen die ehemalige Bourgeoisie des faschistischen Deutschlands ist. Dabei feiert auch die Kollektivschuldthese in großen Teilen der kleinbürgerlichen deutschen Linken seine ekelhaften und antikritischen Orgien. Die so genannten „Antideutschen“ sind nur die Speerspitze des antifaschistisch-konterrevolutionären Moralismus, diesem Krebsgeschwür für jede konsequente Kapitalismuskritik.
Diese Kollektivschuldthese kippt natürlich im deutsch-nationalen Antifaschismus in eine ekelhafte Kollektivopferpose um. Denn wer ist das Hauptopfer des Naziterrors? Natürlich „der/die“ brave Deutsche, der/die dadurch so eine schwere Last zu tragen hat. Ach, hat „der/die“ Deutsche es schwer, sich zu seiner/ihrer Nation zu bekennen! Das offizielle demokratisch-antifaschistische Deutschland suhlt sich geradezu im Nationalmasochismus. Es leidet schwer und fühlt sich wohl beim Leiden – und spätestens beim stolzen Bekenntnis zum demokratischen Deutschland ist das wohlige Leiden zum Höhepunkt gebracht und gleichzeitig aufgehoben. Sich für das nationalsozialistische Deutschland zu schämen um auf das demokratische Deutschland stolz zu sein, das ist das Wesen des offiziellen Regierungsantifaschismus.
Die „Antideutschen“ suhlen sich auch im Nationalmasochismus. Doch ihr moralisches Leiden an Deutschland ist größer als der Deutsch-Nationalen. Es kann nicht mit einem stolzen Bekenntnis zum heutigen Deutschland moralisch seine Auflösung finden. Das „Antideutschtum“ steigert sich zum ideologischen Austritt aus der deutschen Nation – aber nur um sich selbst zum obersten Blockwart des Zionismus in Deutschland aufzuschwingen. Auch hier übertreiben die „Antideutschen“ den deutsch-nationalen Antifaschismus. Natürlich steht „der/die“ gute demokratische Deutsche von heute fest hinter Israel. Der antijüdische Massenmord wird wieder gut gemacht, indem „wir Deutschen“ den Israelis im nationalistischen Konkurrenzkampf gegen AraberInnen und PalästinenserInnen – wenn auch ein wenig „kritisch“ – helfen. Die „Antideutschen“ übertreiben dass dann in der Hinsicht, dass sie sich dem zionistischen Zwangskollektiv total unkritisch verbunden fühlen und dem deutschen Kollektiv ideologisch ganz die Treue aufkündigen. Aber sonst kommen moderne Deutsch-Nationale und „Antideutsche“ in ihrer Israelsolidarität bestens miteinander aus.
Diese bedingungslose Israel-Solidarität lassen sich die gründlichen Deutschen/ „Antideutschen“ auch nicht von Juden/Jüdinnen kaputt machen. Dieses reaktionäre Dreckspack wagt es, jüdische Menschen, die sich nicht vom Zionismus vereinnahmen lassen, rassistisch als „Alibijuden“ und „sich selbst hassende Juden“ zu beschimpfen. Wie damals zu Goebels Zeiten wollen also wieder Deutsche bestimmen, wer und was ein Jude ist! Die „Antideutschen“ sind die Sperrspitze des national-moralisierenden Antifaschismus, eigentlich demokratische Überdeutsche. Auschwitz, der Ort des kapitalistisch-industriellen Massenmordes, als Berufungsinstanz einer Politsekte, um den zionistischen und US-amerikanischen Massenmord zu rechtfertigen! Überall Auschwitz sehen, aber der deutschen Bourgeoise – welche historisch gesehen bekanntlich die Bourgeoisie von Auschwitz ist – in Wirklichkeit in den Arsch kriechen. Wahrlich, so sieht (anti-)deutsch-nationaler Antifaschismus aus.
Das ist das schmutzige Geschäft der „Antideutschen“: Mit ein paar Sprüchen gegen Deutschland diesem Staat in Wirklichkeit dienen. Ständig bemüht als fünfte Kolonne des US-amerikanischen und israelischen Militärs – angeblich um ein „neues Auschwitz“ zu verhindern. Das Bündnis des reaktionärsten Packs, nämlich das Zweckbündnis zwischen der deutschen Bourgeoisie und dem Zionismus bis in das Groteske zu übertreiben. Kann es etwas Widerlicheres geben als diese Mittelschichts-Schnösel, die sich für Auschwitz schämen, aber den zionistischen und US-imperialistischen Terror abfeiern?! Auch hier treffen sich wieder mal Deutsch-Nationale und „Antideutsche“.
Das stumpfsinnige Gerede von der Singularität von Auschwitz soll dabei helfen, dass der Naziterror ja nicht mit der gesamten kapitalistischen Zivilisationsbarbarei in Verbindung gebracht wird. Dabei war Auschwitz als industrieller Massenmord kein Zivilisationsbruch, sondern der grausame Höhepunkt der kapitalistischen Zivilisationsbarbarei. Doch der antifaschistische Moralismus ist da sehr biegsam. Während er die Singularität des Naziterrors betont um jede Parallelität mit den Massakern, welche die DemokratInnen organisierten und organisieren, zu leugnen, so wird doch „Nie wieder Auschwitz!“ manchmal zum demokratisch-antifaschistischen Kriegsschrei. So geschehen im Krieg gegen Serbien/Restjugoslawien 1999, wo die deutsche Bourgeoisie, also die demokratisch gewendete Bourgeoisie von Auschwitz, angeblich ein Auschwitz im Kosovo verhinderte.
Nicht wenige kleinbürgerliche AntifaschistInnen gehen der Bourgeoisie auf den ideologischen Leim. Gehirn ausschalten und hoffnungslos betroffen sein, das ist angesagt. Wer Auschwitz materialistisch erklären will, relativiert es, so der völlig daneben liegende Vorwurf. Nein, Auschwitz muss das Unerklärbare bleiben, weil seine Erklärung als kapitalistisch-industrieller Massenmord, in dem sich auch der Konkurrenz- und Klassenkampf widerspiegelte, antikapitalistisches Engagement erfordern würde. Doch wie viele von den linken KleinbürgerInnen wollen wirklich den Kapitalismus bekämpfen?! Die Frage zu stellen, heißt, sie zu beantworten.
Die reaktionäre Instrumentalisierung von Auschwitz ist in Deutschland und Israel in der Offensive. In Israel festigt sich die zionistische „Volksgemeinschaft“ aus Kapital und Arbeit mit dem imperialistischen Kriegsschrei „Juden dürfen nie wieder schwach sein!“ In Deutschland wollen Deutsch-Nationale und „Antideutsche“ jede Kritik am Zionismus im antifaschistischen Moralismus ertränken. Deutsche sollen nicht wieder Juden belehren! Wohlgemerkt nicht jene Juden, die in Israel bestimmen, was läuft. Jene Juden aber, die nicht so ganz mitspielen, wie es die deutschen Fans des Zionismus gerne hätten, dürfen natürlich nieder gemacht werden…
Bei der größtenteils nationalmasochistisch verblödeten deutschen Linken kann die ekelhafte Masche, Auschwitz für den Zionismus und die deutsch-israelische Waffenbrüderschaft zu instrumentalisieren, große Erfolge erzielen. Aber wir lassen uns davon nicht beeindrucken. Wir machen den deutschen Nationalmasochismus nicht mit. Wir kritisieren und bekämpfen Judenhass und Zionismus nicht als „Deutsche“, sondern als Teil des Weltproletariats, in fester Solidarität mit unsern jüdischen Klassengeschwistern. Als SozialrevolutionärInnen bekämpfen wir das zionistische Israel wie jeden anderen Nationalstaat – übrigens auch Nationalismen, welche sich (noch?) keinen eigenen Staat erkämpft haben, wie den palästinensischen. Auch ist uns sehr wohl bewusst, dass die „antiimperialistischen“ FreundInnen des palästinensischen Nationalismus dessen antijüdischen Chauvinismus leugnen, verharmlosen und rechtfertigen. Der „Antizionismus“ der „antiimperialistischen“ Linken ist ekelhaft und sozialreaktionär, der teilweise auch von antijüdischen Klischees lebt, so zum Beispiel wenn er den Einfluss der zionistischen Lobby in den USA maßlos übertreibt.
Auch der Philosemitismus der Deutsch-Nationalen lebt ebenfalls teilweise von antijüdischen Vorurteilen, zum Beispiel von dem, dass jüdische Menschen auch im modernen Kapitalismus immer noch ein ganz besonderes Verhältnis zum Geld hätten. Aber die prokapitalistischen PhilosemitInnen erklären diese angeblich „jüdische Eigenschaft“ an Geld und Erfolg orientiert zu sein, zu einer sehr edlen Geschichte. Doch wer den Kapitalismus kritisiert, ist in Wirklichkeit ein Judenhasser, weil die letzteren ja angeblich so am Geld kleben. Außerdem ist das Judentum eine Religion – linke ReligionskritikerInnen sind also AntisemitInnen. Diese philosemitische Propaganda ist nicht nur ein gewaltiger Schutzschirm für die bürgerliche Gesellschaft, sondern bereitet wirklichen Judenhass den Boden vor.
Und dieser nimmt auch in Europa wieder bedrohliche Ausmaße an. In vielen Gebieten Ost- und Südeuropas sind in Folge der globalen Wirtschaftskrise neofaschistische Kräfte, die teilweise einen offenen Antijudaismus betreiben, im Aufwind. Zum Beispiel Swoboda (Freiheit) in der Ukraine. Diese NeofaschistInnen stehen in der Tradition der ukrainischen Nazi-Kollaborateure um die SS-Division „Galizien“. Sie betreibt eine extrem antirussisch-antijüdische Propaganda und übt auf der Straße Terror aus. So behauptete der Swoboda-Führer Oleg Tiahnibok 2004, dass die Ukraine von einer „russisch-jüdischen Mafia“ regiert werde, gegen die mensch zum Maschinengewehr greifen müsse wie die einstige SS-Division „Galizien“. Später distanzierte sich Swoboda offiziell rein formell vom Antijudaismus. Diese offizielle Distanzierung reichte den ukrainischen DemokratInnen. Die zwei größten demokratischen Oppositionsparteien der Ukraine, die Formation „Vaterland“ unter Führung der jetzt inhaftierten und früheren Ministerpräsidentin Julia Timoschenko und UDAR (Schlag) des Boxweltmeisters Vitali Klitschko, paktieren im Parlament offen mit Swoboda. Alle drei Oppositionsparteien schufen am 17. Dezember 2012 im Parlament einen gemeinsamen Oppositionsrat. Die zwei demokratischen Oppositionsparteien sind auch mit dem deutschen Imperialismus verbunden. Der deutsche Menschenrechtsimperialismus hatte sich sehr stark für die inhaftierte Julia Timoschenko eingesetzt, die in den harten Fraktionskämpfen innerhalb der ukrainischen Oligarchie unterlag. Auch Klitschkos politischer Schlag wird vom deutschen Imperialismus gesponsert. Seine UDAR wird von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt und aufgebaut. Das deutsche großbürgerliche politische Personal, welches im Inland jede Kritik am Zionismus unter generellen „Antisemitismus“-Verdacht stellt, paktiert also im Ausland indirekt mit der antijüdischen Sozialreaktion. Das beweist nur eines: Antijudaismus und Prozionismus stellen keine absoluten Gegensätze innerhalb der globalen Sozialreaktion dar. Für SozialrevolutionärInnen heißt das: Es ist unmöglich den Antijudaismus zu bekämpfen, ohne dem Zionismus fundamental den Klassenkrieg zu erklären, genauso wie es unmöglich ist den Zionismus sozialrevolutionär zu zerstören, ohne konsequent den Antijudaismus zu bekämpfen.
Dies zeigt auch das Beispiel des Antijudaismus in Ungarn. In der jungen Welt vom 28. November 2012 war zu lesen:
„In Ungarn hat ein Abgeordneter der neofaschistischen Jobbick-Partei, die im Parlament die drittstärkste Fraktion stellt, am Montagabend eine Erfassung der ,Menschen mit jüdischer Abstammung, die hier leben‘, gefordert. Sie stellten ein ,nationales Sicherheitsrisiko für Ungarn‘ dar, erklärte Marton Gyongyosi. Insbesondere sollten ,jüdische Mitglieder‘ in Parlament und Regierung aufgelistet werden, forderte er.
Im Parlament rief die Provokation Gyongyosis zunächst keine größeren Reaktionen hervor. Der von ihm direkt angesprochene Staatssekretär Zsolt Ne‘meth von der nationalkonservativen FIDESZ erklärte lediglich, er könne eine solche Untersuchung nicht unterstützen, da die Zahl jüdischer Politiker in der ungarischen Regierung kaum etwas mit dem Konflikt im Nahen Osten zu tun habe. Der Jobbik-Abgeordnete hatte seinen Antrag mit dem Angriff Israels auf den Gazastreifen begründet.
Erst am Dienstag (den 27. November 2012, Anmerkung von Nelke) reagierten zahlreiche Politiker empört auf die antisemitischen Ausfälle. Parlamentsvizepräsident Istvan Ujhelyi von der sozialistischen MSZP eröffnete die Sitzung mit einem gelben Stern auf der Brust. Auch die ungarische Regierung distanzierte sich von den Äußerungen. Sie wende sich in aller Deutlichkeit gegen jegliche ,extremistische, rassistische oder antisemitische Äußerungen‘ und tue alles in der Macht Stehende, um diese zu bekämpfen, hieß es in einer Erklärung.
Die ,Bewegung für ein besseres Ungarn‘ Jobbik und ihr 2007 gegründeter paramilitärischer Arm ,Ungarische Garde‘ knüpfen in Uniformierung, Symbolen und Positionen an die 1939 gegründete ungarische Nazipartei der ,Pfeilkreuzler‘ an. Trotz eines zwischenzeitlichen Verbots der ,Magyar Garda‘ 2009 kann diese bis heute Aufmärsche durchführen. Mit diesen provozierte sie in der Vergangenheit immer wieder rassistische Übergriffe auf ungarische Roma.“ (Antisemitische Provokation, in: junge Welt vom 28. November 2012, S. 1.)
Gegen diese äußerste faschistische Sozialreaktion helfen keine breiten antifaschistischen Bündnisse, in denen die so genannte „radikale Linke“ mit „gemäßigteren“ Fraktionen des Kapitals flirtet und paktiert, sondern nur der militante proletarische Klassenkampf, der radikalisiert werden muss zur Diktatur des Proletariats, die nicht nur mit NeofaschistInnen, sondern mit dem gesamten politischen Personal und der Bourgeoisie als sozialen Kräften Schluss macht und den Weg frei räumt für die klassen- und staatenlose Gesellschaft. Das ist noch ein weiter und langer Weg, doch wer antifaschistische Bündnisse mit Teilen des politischen Personals der Bourgeoisie gegen andere bürgerliche Fraktionen schmiedet, ist auf einem ganz anderen Weg. Wir lassen uns nicht von dem pseudoradikalen Gequatsche antifaschistischer ReformistInnen „über die Dialektik von Reform und Revolution“ irremachen, denn wir haben aus der Geschichte gelernt: Die ReformistInnen von heute sind die KonterrevolutionärInnen von morgen.
Außerdem lässt sich auch die äußerste bürgerliche Sozialreaktion, der Neofaschismus, nicht durch Bündnisse mit sozialdemokratischen PolitikerInnen und christlichen PfaffInnen bekämpfen. Es reicht nicht aus, sich den Nazis „friedlich“ in den Weg zu setzen. Auch FaschistInnen können konsequent nur durch militanten Klassenkampf bekämpft werden. Der braune Dreck muss militant von der Straße gefegt werden! Wer auf staatliche Verbote von faschistischen Organisationen setzt, hilft mit dabei das Proletariat gegen die demokratisch-faschistische Sozialreaktion zu entwaffnen. Nur die Diktatur des Proletariats kann faschistische Organisationen wirklich zerschlagen, und wenn sie einmal dabei ist, aufzuräumen, wird sie dabei kaum stehenbleiben können…

…..

Allen rechten und linken StaatsfreundInnen sei in das Stammbuch geschrieben: Wir kämpfen gegen den deutschen Nationalstaat, das zionistische Regime Israels und den palästinensischen Nationalismus. Unsere Aufgabe ist es, die Existenz aller bürgerlichen Nationalismen durch die Weltrevolution aufzuheben. Wir treten für die Solidarität der israelischen und palästinensischen LohnarbeiterInnen ein. Und diese Solidarität kann sich nur im gemeinsamen Klassenkampf formieren. Sie lässt sich weder herbeimoralisieren noch per Parteibeschluss herstellen. Am allerwenigsten von linken KleinbürgerInnen mit deutscher Zwangskollektivität.
Wenn wir gegen die völkische Solidarität der bürgerlichen Linken kämpfen, dann auch in unserem eigenem Klasseninteresse. Denn diese Leute haben selbstverständlich auch dem deutschen Proletariat nichts als ideologische Verblendung zu bieten. Die radikalen SozialdemokratInnen, die sich für „KommunistInnen“ halten, gehen überall mit ihrem Wahn hausieren, dass es ohne sie und ihre taktischen Spielchen, die stets nur opportunistische Anpassungen an die „Realitäten“ sind, und ihren bürokratischen Vereinen keine soziale Revolution geben könne. Irrtum: Mit ihnen ist keine möglich! Denn die gleichen linksbürgerlichen Führungsschichten, die von dem Wahn ihrer eigenen Wichtigkeit ganz ausgefüllt sind, organisieren nichts anderes als die übrigen bürgerlichen Kräfte: die Reproduktion bürgerlicher Ideologie.
Die rechten TrotzkistInnen von Linksruck/SWP (heute in Deutschland: marx21 als Teil der Linkspartei) verbündeten sich sogar mit antijüdisch-islamistischen Mob –natürlich alles nur zum Wohle ihrer „fortschrittlichen“ Massenbündnisse. So suchten diese FreundInnen der breiten Volksfront bei einer Antikriegsdemo in London das Bündnis mit islamischen GlaubenskriegerInnen: „Einige Leute wollten, dass das Bündnis arabische Selbstmordanschläge ablehnt. Wir haben das verhindert. Eine solche Forderung hätte das Bündnis gespalten“ (Zitiert nach No War But Class War aus der GIS-Zeitung Sozialismus oder Barbarei Ausgabe 6, S. 6.)
In Deutschland lebende jüdische und arabische ProletarierInnen können sich potenziell durch den gemeinsamen Klassenkampf gegen den deutschen Kapitalismus vom völkischen Wahn befreien. Durch die räumliche Trennung vom Nahen Osten besteht für lohnabhängige Juden und Araber in Deutschland eine größere Chance sich auf der Klassenbasis anzunähern, um in einer sich herausbildenden sozialen Aktionseinheit des Proletariats aufzugehen. Doch diese Chance wird nur dann Wirklichkeit, wenn sich der Klassenkampf in diesem Land so verschärft, dass er potenziell die institutionellen und verrechtlichten Schranken der Gewerkschaften und Tarifauseinandersetzungen über den Mietpreis der Arbeitskraft überwinden kann. Auch kämpfen wir konsequent dagegen, dass der deutsche Imperialismus den Nahostkonflikt zu einem weiteren militärischen Eingreifen ausnutzt. Der deutsche Nationalismus ist der Hauptfeind bei der Formierung eines antinationalen Seins und Bewusstseins der ArbeiterInnen in diesem Land. Aber auch die völkischen Nationalismen der in Deutschland lebenden MigrantInnen sind ideologische Hindernisse für den gemeinsamen Klassenkampf. Sie sind deshalb von SozialrevolutionärInnen ebenfalls zu bekämpfen. Die prozionistische „antideutsche“ Linke und ihre feindlichen Zwillingsbrüder und -schwestern aus dem propalästinensisch-„antiimperialistischen“ Lager tragen dagegen auch zur Spaltung des Proletariats in Deutschland bei. Kompromissloser Kampf auch gegen sie!

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